Simon Eisbach
•24 September 2020
Wie viele Klavierstimmer leben in Chicago? Und was hat das mit irgendwas zu tun?
Für diese Schätzfrage gibt es auf den ersten Blick kaum Anhaltspunkte, sie wirkt obskur und scheint wenig Kontext zu haben. Und genau das ist typisch für sogenannte Fermi-Fragen. Nicht selten werden diese Fragen Bewerber*innen in Einstellungsgesprächen gestellt, auch wenn diese sich nicht gerade als Klavierstimmer beworben haben. Es geht nämlich nicht direkt um die errechnete Antwort, sondern darum, wie das Problem grundsätzlich angegangen wird. Geht die Person systematisch vor? Und wie viele Ansätze schließt sie mit ein? Durch die Gedanken des Probanden soll dann beispielsweise auf die Problemlösefähigkeiten geschlossen werden.
Die Forschung ist an dieser Stelle allerdings noch zu keinem wirklichen Schluss zur Vorhersagekraft solcher Fragen gekommen und aus Sicht der Bewerber*innen lassen sich auch skeptische und eher negative Reaktionen nicht ausschließen. Zur tatsächlichen Eignungsdiagnostik sollte solchen Fragen aufgrund mangelnder empirischer Evidenz also zum aktuellen Zeitpunkt eher mit Vorsicht begegnet werden.
Achso: Nach reifen Überlegungen würden wir ca. 50 Personen eine Tätigkeit als Klavierstimmer in Chicago zutrauen. Was meint ihr?
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